Szene 2004

Dr. Oechsner, Angelika Hipp, Peter Lahr (v l. n. r.)

Durch die Malerei zum Du

VII. Kunstforum am Kreiskrankenhaus Mosbach zeigt Arbeiten von Peter Lahr

„Bist Du glücklich?“ – unter diesem herausfordernden Titel zeigt Peter Lahr zur Zeit Zeichnungen und Gemälde in den Räumen des Kreiskrankenhauses Mosbach. Peter Lahr, der bei uns durch seine Ausstellungstätigkeit bereits kein Unbekannter mehr ist, präsentiert neue Malerei und Grafik, die wieder ganz der menschlichen Figur gewidmet sind.

Er erweist sich dabei als Maler-Forscher, der beharrlich diesem ewig-neuen Sujet nachspürt und dabei seinen eigenen, ganz persönlichen Stil entwickelt hat. „Lahr pour l’art“, mit diesem Bonmot brachte Landtagsabgeordneter Gerd Tessmer bei der gut besuchten Vernissage im Casino des Kreiskrankenhauses die Hingabe des jungen Malers an die Kunst auf den Punkt. Wie der SPD-Politiker würdigte auch Bürgermeister Michael Jann in seinem Grußwort nicht nur die Arbeiten des Künstlers, sondern auch das Engagement von Dr. Martin Oechsner, der das Kunstforum am Kreiskrankenhaus ins Leben rief. Heute ist es bereits zum selbstverständlichen Bestandteil des Gesichtes geworden, mit dem sich das Haus seinen Besuchern präsentiert.

Verwaltungsleiter Axel Krahl gab in seiner Begrüßung zu verstehen, dass sich Dr. Oechsner  dabei auch weiterhin auf seine Unterstützung wird verlassen können. Dr. Oechsner selbst stellte in seiner kleinen Ansprache Betrachtungen zur Parallelität zwischen dem ärztlichen Tun und der Arbeit des Künstlers an: entscheidend bei Beidem sei das rechte Beginnen wie auch das Gespür dafür, wann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem jeder weitere Handgriff der Arbeit keinen Nutzen zu bringen vermag.

Angelika Hipp vom Thalia-Theater Ravensburg, die mit dem Werk Lahrs seit langem gut vertraut ist, befasste sich in ihrer Einführung in die Ausstellung mit dem Prinzip des Dialogischen in der Kunst. Kunst, Malerei kann als Weg zum Du, als nonverbaler Dialog mit dem Gegenüber erfahren werden und gleichzeitig Selbsterkenntnis stiften. Die Offenheit, die der Künstler dabei beweisen muss, zeige, wie Angelika Hipp weiter ausführte, dass er sich wesentliche Qualitäten des Kindes bewahrte oder zurückgewann. Picasso brachte dies in seinem Ausspruch auf den Punkt:

„Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit besteht darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“

Dem Kindesalter ist der am 6. 6. 1966 geborene Peter Lahr natürlich entwachsen. Den kindlich offenen Blick hat er sich aber bewahrt. Dafür spricht auch die große Spannbreite seiner Interessen und Tätigkeiten: der studierte Archäologe und Kunstwissenschaftler arbeitet als Journalist, befasst sich aber – „ganz nebenbei“ – auch intensiv mit Musik.

Sich der Malerei zu widmen ist ihm jedoch ein fast physisches Bedürfnis. Dabei sucht Lahr regelmäßig die Meinung seines Lehrers Frido Hohberger, der ihm zum wichtigen Mentor geworden ist.

Ein besonderer Reiz der Ausstellung im Krankenhaus liegt darin, von den dort gezeigten Tuschzeichnungen den Weg zu Lahrs Malereien zu suchen. Die Malerei muss der Linie entwachsen, wie der Künstler meint. Die dargestellte Figur soll „von innen her“ Volumen und Ausdruck gewinnen. Die Frage, ob er sich neben der menschlichen Figur auch anderen Sujets widme, erstaunt ihn fast: im menschlichen Körper seien alle Formen enthalten. Wem es gelinge, diesen malerisch zu meistern, könne auch alles andere darstellen. Peter Lahr folgt hier einem über Jahrhunderte gewachsenen Zugang zur Malkunst, der menschlichen Figur oberste Priorität einzuräumen. Im Kolorit und mit seiner Auffassung freilich steht Peter Lahr im Strom der Moderne und der Gegenwart. Assoziationen an die Fauvisten wie dem jungen Matisse werden beim Betrachter ebenso lebendig wie an ihre „Wiedergänger“, die „Jungen Wilden“, die in den beiden letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ekstatisch die Farbe feierten.

Gewiss sind dies berechtigte Assoziationen. Peter Lahr aber ist bereits zum eigenständigen Künstler geworden. Sein Stil, seine couragierte Farbgebung, seine charakteristische Formung der menschlichen Figur sind  unverwechselbar. Und seine Arbeit ist im beständigen Wandel begriffen. Wer seine neuesten Gemälde – bei denen er mit Acryl- und Ölfarben malt – betrachtet, erkennt, dass die menschliche Figur verstärkt in Zwiesprache tritt mit Objekten, Linien und Formen im Umraum.

Die Auseinandersetzung mit der Farbe ist eines der zentralen Anliegen des Malers. Interessant zu hören, wie passioniert Lahr über das Grau in seinen Bildern spricht. Seine Grautöne entstehen aus immer neuen Farb-Mischungen und sind keineswegs Abtönungen von Schwarz. In seinen Bildern erfüllen diese Graubereiche eine besondere Aufgabe und verhelfen der markanten Farbpalette des Malers zu seiner starken Wirkung.

„Bist du glücklich?“ fragt die Ausstellung unter Zitierung des Titels eines der ausgestellten Gemälde. Kunst vermag diese Frage positiv beantworten, denn sie selbst kann Quelle des Glückes sein. Die Erforschung des Lebens, die Peter Lahr gewollt oder ungewollt mit seiner Kunst betreibt, bringt zweifellos ein deutliches „Ja!“ zum Ausdruck. Ein Ja ist aber immer der erste Grund dafür, dass Glück sich einstellt. Der Betrachter der Gemälde Lahrs kann teilhaben an dieser persönlichen Glückssuche. Sie widmet sich nicht nur der Erkenntnis vom Menschlichen, sondern auch der Erfüllung der malerischen Möglichkeiten.

INFO: Die Ausstellung „Bist Du glücklich?“ dauert bis zum 26. September und ist in den Räumen des Kreiskrankenhauses Mosbach zu den üblichen Besuchszeiten zu sehen.

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