Pressearchiv 2014

Rhein-Neckar-Zeitung, 18. Juli 2014

Großer Bahnhof für einen „Maler aus Mosbach“

Mosbacher Sommer: Am Sonntag eröffnet im Kunstverein die Fritz-Heinsheimer-Ausstellung – „Es ist ein Riesenprojekt geworden“

 

Von Peter Lahr

Die erste Überraschung am Alten Schlachthaus: Der Haupteingang ist geschlossen. „Man muss durch den Café-Bereich“, erklärt Kuratorin Ulrike Thiele. Denn aus konservatorischen Gründen hat sch das Mosbacher Domizil des Kunstvereins Neckar-Odenwald in eine weiße Box verwandelt. Eine mit weichem, sanftem Licht. Allein durch das Abhängen der Fenster mit Zeichenpapier hat sich der Raum erstaunlich verändert. Anders als sonst sind aber auch die Werke, die ab Sonntag zu sehen sein werden.

„Fritz Heinsheimer. Ein Maler aus Mosbach“ titelt die Schau, die sich im Lauf der letzten Jahre zu einem „Riesenprojekt“ gemausert hat. „Es sieht zwar wie eine kleine Ausstellung aus, war aber sehr aufwändig“, weiß  Kulturamtsleiterin Christine Funk.

Rückblende: Im August 2010 erhielt die Stadt Mosbach eine Mappe mit Radierungen, Aquarellen und Lithographien angeboten. Das Konvolut stammt von dem Max-Slevogt-Meisterschüler Fritz Heinsheimer, der 1897 in Mosbach geboren wurde. Nach einer Vorstellung in der Staatsgalerie Stuttgart entschloss man sich zum Kauf. Finanziell griff der Geschichts- und Museumsverein der Kommune „mit einem ordentlichen Betrag“ unter die Arme. Damit stand gleich die nächste Frage im Raum: „Was macht man damit?“ Denn die ungerahmten Blätter sollten ja nicht im Archiv verschwinden. „Da wir als Kulturabteilung keine Ausstellungen organisieren“, war Christine Funk glücklich über zahlreiche Kooperationspartner: Der Kunstverein lieferte mit dem Alten Schlachthaus die Infrastruktur. Ulrike Thiele konnte als Kuratorin gewonnen werden. Zudem begann Dr. Karsten Weber das Leben des „Malers aus Mosbach“ zu erforschen. Er fand stieß nicht nur auf eine abenteuerliche Vita, sondern knüpfte unzählige weitere Kontakte. Etwa zu Sammlern, Kennern und potentiellen Leihgebern. Nebenbei konnte er auch noch im Kurpfälzischen Museum Heidelberg ein in Vergessenheit geratenes Gemälde „wiederentdecken“. Es zählt nun zu den wenigen Ölgemälden der Schau.

Was als schlichte Präsentation der angekauften Blätter geplant war, entwickelte reichlich Eigendynamik. So ist nicht zuletzt Dank Karsten Webers Hartnäckigkeit auch ein opulenter Katalog entstanden – vorbildlich layoutet von Tim Krieger. Unter den gezeigten, gut 50 Arbeiten fand manche Leihgabe ihren Weg ins Nordbadische.

„Der Raum hat nur eine gewisse Größe“, weist Ulrike Thiele auf den nicht immer einfachen Zwang zur Reduktion hin. Sie hat nicht nur die Konzeption erarbeitet, sondern auch „ganz praktisch“ die meisten ausgestellten Werke gerahmt. Die thematische Hängung in sieben Bereichen sei zugleich eine biographische geworden.

Der Rundgang beginnt mit der Zeit des Ersten Weltkriegs. Am Bodensee erholte sich der Verwundete – abzulesen an immer mit mehr Leben erfüllten Landschaften. „Er war ja ein absoluter Sportfan“, kommt Thiele auf die Berliner Akademie-Jahre während der „Roaring Twenties“ zu sprechen. Es folgen die Themenfelder Musik, Theater, Varieté. Erstaunlich empathisch überrascht bei den Porträts das Bild des Vaters auf dem Totenbett. „Hier zeigt sich eine wunderbare Ambivalenz, du denkst, dass er schläft“, findet Thiele.

Um eine Vorstellung vom malerischen Werk Heinsheimers zu geben, zeigt man im Cafébereich eine Art imaginäres Museum. Hier ist am Mittwoch noch Praktikant Sven Rosenbaum am Wirken. Er unterstützt das Hängeteam, zu dem auch Birgit Sommer und Josef Weiß gehören. „Ich bin ja eigentlich nicht der Kunstfan, aber es ist eine neue Erfahrung“, sagt der Praktikant, der derzeit das „Mosbacher-Sommer“-Team unterstützt. Da Christine Funk nichts dem Zufall überlässt, plant sie auch schon für die Zeit nach der Ausstellung. Wie andere städtische Kunst-Ankäufe, sollen die Heinsheimer-Arbeiten die Büroräume der städtischen Mitarbeiter zieren. Ein entsprechender Auswahl-Termin sei bereits anberaumt. Dann ist der Maler wirklich in Mosbach angekommen.

 

Originalbericht in der Rhein-Neckar-Zeitung als PDF hier klicken

 

 

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