Pressearchiv 2010

Rhein-Neckar-Zeitung, 29. 10. 2010

Landschaften und Orte der Phantasie

Ausstellung „Nicht-Orte“ im Kulturforum „Vis-à-Vis“mit Werken von Frank Krämer und Christoph Jakob eröffnet

 

von Judith Blüthner

 

Ein rätselhafter Titel lockte die Kunstfreunde am vergangenen Sonntag in die Ausstellungsräume des „Vis-à-Vis“ in Buchen: „Nicht-Orte“. Werner Zeh, Vorsitzender vom Kunstverein Neckar-Odenwald, freute sich zur Begrüßung in der zehnten und somit letzten

Ausstellung des Jahres 2010, auch auf das gelungene Gemeinschaftsprojekt mit dem Oberlausitzer Kunstverein hinweisen zu können. Die mehr als 200 Besucher zur Eröffnungsveranstaltung sowie weiterhin steigende Besucherzahlen seien ein Zeichen großer Anerkennung.

„Zwei unterschiedliche Künstler zu zeigen, war für alle eine Herausforderung, die hervorragend gelungen ist“, stellte Werner Zeh im Blick auf die aktuelle Vernissage in Buchen fest. Die beiden jungen Künstler, Christoph Jakob und Frank Krämer aus dem Landkreis Miltenberg, schienen sich in ihren Werken perfekt zu ergänzen. „Die Bilder, die die Wände öffnen und die Masse des Steins, das harmoniert“, bestätigte auch Jakob. Schon oft hätten die beiden daher zusammen ausgestellt. Die natürlichen Farben der Bilder bilden das Pendant zum Stein.

Bürgermeister Roland Burger, der die Grüße der Stadt hatte der Titel der Ausstellung beschäftigt. „Was sind Nicht-Orte“? Im Gedankengebäude des Anthropologen Marc Augé sei er fündig geworden.

Nicht-Orte seien Transiträume, die jegliche menschliche Interaktion verloren hätten. Monofunktionale Orte, so zum Beispiel Bahnhöfe, Flughäfen, Autobahnen oder auch Einkaufszentren. Der Ausstellungsraum hingegen widerspreche dieser Definition. Das „Vis-à-Vis“ sei ein Ort der Begegnung von Menschen, ein Ort der Begegnung mit der Kunst. Den Eindruck, den man als Betrachter der Bilder von Frank Krämer beim Betreten der Ausstellungsräume hatte, nahm Dr. Heinz Linduschka in seiner Einführung auf.

Die zumeist sehr großflächigen Arbeiten Krämers ziehen einen, wie von einem Sog ergriffen, in sich hinein. Gelebte Natur, so der Künstler selber, wolle er in Farbe wiedergeben. Stimmungen sind aus Landschaften herausgenommen. Der Betrachter wird alleingelassen in dem Kunstwerk. Vergeblich sucht man nach konkreten Hinweisen. Krämer malt atmosphärisch. „Die Bilder bekommen ihren Zauber aus der Tiefe unzähliger Schichten“, erklärt Frank Krämer. Alle seine Werke seien in Öl gemalt. Und Dr. Heinz Linduschka kommentierte: „Durch zahlreiche Lasuren entstehen vielschichtig überlagerte, transparente Ebenen, die in einem beharrlichen Malprozess aufgetragen werden. Sein locker bewegter Pinselduktus bleibt unbewusst auf der Oberfläche der Leinwand sichtbar und lässt Strukturen wie Gras, Wellen, Erdschollen oder Wolkenanhäufungen erahnen, ohne sie zum konkreten Detail auszuarbeiten.“ Doch Krämer räume sehr bewusst die Landschaft leer, um neue Räume zu eröffnen.

Mit handwerklicher Perfektion sowie großer Liebe und Respekt zum Stein schaffe er Skulpturen mit Spannungsfeldern, die durch die Härte des Steins und die Weichheit, dem Fließen, den Rundungen und die Harmonie der Objekte entstehen. Die bearbeiteten Steine des Künstlers beginnen zu leben.

„Nicht-Orte“, löste Dr. Linduschka das Rätsel um den Ausstellungstitel, seien in der Tat keine konkreten Orte. In den kommenden fünf Wochen finde man im „Vis-à-Vis“ aber Landschaften und Orte der Phantasie, dies sei viel schöner.

 

 

 

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