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Mit Kunst Augen und Herzen erreicht

Buchen. (sis) Eine in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliche Ausstellungseröffnung fand am Sonntagnachmittag statt. Mit der überwältigenden Zahl von rund 400 Gästen feierte Werner Zeh die Vernissage für seine Ausstellung „Rückblicke und Einblicke“. Und das gleich an drei verschiedenen Orten: im Bezirksmuseum, im Kulturforum Vis-à-vis und zum Abschluß in der Sparkasse Neckartal-Odenwald. Auch der Anlaß der Ausstellung, die bis zum 14. Dezember zu sehen ist,  war eher ungewöhnlich: der Künstler, der vor zwei Monaten 60 Jahre alt wurde und damit alle Rechte auf Geschenke für sich hätte beanspruchen können, ging den umgekehrten Weg und „beschenkte“ die Gäste mit dieser mit viel Organisationstalent zusammengestellten Schau seiner Werke aus den Jahren 1972 bis 2003. Damit nicht genug; den Reinerlös aus eigens für diesen Anlaß aufgelegten Drucken will der weithin bekannte Künstler einer Dorfschule in Ghana spenden.

Erster Treffpunkt war der Steinerne Bau des Bezirksmuseums Buchen. Dort hatte Werner Zeh, der neben seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit seit 14 Jahren Vorsitzender des Kunstvereins Neckar-Odenwald ist, seine frühen Werke versammelt. Werke, in denen sich der Künstler in seiner „persönlichen Formensprache noch nicht vom Gegenständlichen gelöst hat“, wie es Dr. Beate Wolf von der Stuttgarter Staatsgalerie später bei ihrer Einführung erläuterte. Nach ersten Eindrücken spazierten die Gäste die kurze Strecke hinüber zum Kulturforum Vis-à-vis, wo die offizielle Eröffnung stattfand. Ebenfalls ungewöhnlich, aber reizvoll und sehr persönlich die musikalische Gestaltung durch die Songgruppe Arche; der dem besonderen Anlaß entsprechend gekleideten Gästeschar im vornehm-weißen Kulturforum schmetterten die Hobbymusiker unter anderem Fahrtenlieder entgegen. Und erinnerten damit den Künstler, einen alten Freund, an gemeinsame Erlebnisse bei einer naturverbundenen Jugendorganisation. „Da sind meine Wurzeln“, bestätigte bewegt der Künstler, der, ebenso wie viele andere Ehrengäste, die begehrten Sitzplätze im überfüllten Kulturforum anderen überließ.

Dr. Achim Brötel entschuldigte später folgerichtig unter anderem Bundes- und Landtagsabgeordnete, die terminlich verhindert seien, aber „ohnehin nicht mehr reingepasst hätten“. Die, die „reingepasst“ haben, wurden vom Bürgermeister als Hausherr des städtischen Vis-à-vis begrüßt. Allen voran natürlich Werner Zeh und seine Gattin. Dr. Brötel erinnerte an lang vergangene Zeiten, als er die beiden in „drangvoller Enge“ in ihrer „Kleinen Galerie“ in der Buchener Vorstadtstraße kennenlernte. „Die Kunst als ihr Lebensprogramm und ihre ausgeprägte Einbindung in das gesellschaftliche Leben unserer Region sind eine sehr fruchtbare Symbiose eingegangen; mit ihrem Werk haben sie Brücken gebaut, die Augen und Herz erreichten“, betonte der Bürgermeister: „Darüberhinaus hat ihre Arbeit ganz maßgeblich dazu beigetragen, der Kunst in unserem Raum den Stellenwert zu geben, den sie heute hat.“

Im Namen des Vereins Bezirksmuseum Buchen ergänzte Dr. Heinrich Laier die lobenden und dankenden Worte. Den Nachmittag bezeichnete der 1. Vorsitzende als „Gesamtkunstwerk“, an dessen Entstehung in bisher einmaliger Weise eine Kooperation aus Stadt, Bezirksmuseum und Sparkasse beteiligt war. Mit Werner Zeh werde eine Persönlichkeit geehrt, die sich wie kaum eine andere um die Präsentation und das Verständnis für moderne Kunst in der gesamten Region verdient gemacht habe. „Wir freuen uns, daß wir dich in unserer Stadt haben; möge dir die Kunst und du ihr auch in Zukunft zu unserer aller Freude Flügel verleihen“, wünschte er dem Künstler.

Auch Landrat Detlef Piepenburg würdigte Werner Zeh als „kulturellen Werbeträger für den Neckar-Odenwald-Kreis", der ihm stets als „Lobbyist und Interessenswalter erster Güte“ ein wichtiger Ansprechpartner in Sachen Kunst sei.

Dr. Beate Wolf von der Staatsgalerie Stuttgart kennt den Künstler seit Jahren und begleitet seine Arbeit und seine Entwicklung „kritisch-liebevoll“. Damit war sie prädestiniert für die Einführung unter künstlerischen Aspekten.  „Für eine Retrospektive ist Werner Zeh noch viel zu jung und voller Tatendrang“, stellte die Kunsthistorikerin fest und beleuchtete die Entwicklung von Zehs Kunst von ersten Kopierversuchen des jungen Werner – er bevorzugte Cézanne und Franz Marc – bis hin zu „lyrischen Kompositionen mit Reliefstrukturen“, intensiv beeinflusst von verschiedenen Reisen, zuletzt nach Ghana. Dr. Wolf betonte den handwerklichen Anspruch, den Zeh als Grundvoraussetzung für künstlerisches Schaffen halte, und hoffte am Ende ihrer detaillierten Ausführungen auf „ganz viele weitere Arbeiten“.

Die letzte Station der Vernissage war die Sparkasse Neckartal-Odenwald, wo die gleichbleibend große Schar von Peter Emrich begrüßt wurde. „Die Schaffenskraft des Künstlers ist für mich beeindruckend“, bekannte der Sparkassendirektor (?!?!?), der ohnehin täglich Werke des Künstlers in der von Zeh mitgestalteten Schalterhalle betrachten kann. Als „Bonbon“ folgte der  „Cirque des Chapeaux“. Eva-Maria Eiermann-Sweazy führte dabei pantomimisch und tänzerisch wahrlich phantastische Gebilde von Richard Lang vor, die in Form und Material nur noch entfernt an Hüte erinnerten – Hüte, die eben „Zirkus machten“. Nach dem Dank Werner Zehs an seine Familie und alle, die das Zustandekommen der Ausstellung ermöglicht hatten – insbesondere die „manchmal zähneknirschenden“ Besitzer der Leihgaben - lud Regionaldirektor Horst Wanik die Gäste zum Abschluß der Vernissage zu einem Imbiß ein.

Simone Schölch, Rhein-Neckar-Zeitung, 21. Oktober 2003

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