Ausstellungen

Werner Zeh

Retrospektive „Rückblicke und Einblicke“ 

19. Oktober bis 14. Dezember 2003

An drei Ausstellungsorten:

Bezirksmuseum Buchen (Mittwoch 19.30-21.00, Do, So 14.00-17.00)   Zum Museum

Kulturforum Vis-à-Vis (Mittwoch 19.30-21.00, Do, So 14.00-17.00)

Sparkasse Neckartal-Odenwald, Buchen (Amtsstraße, zu den Geschäftszeiten)

„Die Farbe zum Leuchten bringen“

Retrospektive „Rückblicke und Einblicke“ des Malers Werner Zeh in Buchen eröffnet am 19. 10.

Für die Stadt Buchen, das Bezirksmuseum und die Sparkasse Neckartal-Odenwald ist der 60. Geburtstag des in Hainstadt lebenden Malers Werner Zeh eine gute Gelegenheit, eine umfangreiche Retrospektive auszurichten, die Werke aus den Jahren 1972-2003 umfassen wird. Am Sonntag, dem 19. 10. wird diese Ausstellung unter dem Titel „Rückblicke und Einblicke“ eröffnet.

Von den Anfängen des 13jährigen Jungen, der sich erfolgreich an Kopien der Werke des großen Vorbildes Franz Marc versucht, bis zu den neuesten Arbeiten aus den vergangenen Monaten reicht die Spannbreite der ausgestellten Bilder. FARBE – dieses Wort ist wie ein Schlüssel zum Werk Zehs. Farbe ist das Herz der Malerei und kein Malerleben kann lang genug sein, sie ganz zu ergründen und zu verstehen. Wer den künstlerischen Werdegang des 1943 in Heidelberg geborenen Künstlers verfolgt, wird feststellen, dass aus innerer Zwangsläufigkeit immer eine Farbfamilie die Arbeiten der aufeinander folgenden Werkphasen prägt. Da gibt es Gruppen von Bildern, die jeweils nur von Rot, von Blau oder nur von Erdfarben dominiert werden. Nicht selten übrigens „erntete“ Zeh die Erde für seine Bilder selbst auf den Reisen, die ihn und seine Frau im Laufe der Jahre weit führten, und brachte sie mit nach Hause. Zu feinen Pigmenten vermahlen, mischt er diese Mineralien wie auch alle anderen, gekauften Trockenpigmente, sorgsam mit Bindemitteln, nach Rezepten, an denen er jahrelang gearbeitet hat. Bei der Herstellung seiner eigenen Farben steht für Zeh im Vordergrund, dass die Farben matt in der Oberfläche, aber leuchtend in der Wirkung sind. Dies ist zum Beispiel mit fertig konfektionierten Ölfarben nicht auf die von ihm gewünschte Weise zu erzielen. Außerdem ist ihm wichtig, dass die Farbmassen, die er mit Zuschlagstoffen wie Sand in verschiedenen Körnungen versetzt, ohne Zusatz von Kleber auf dem Bilduntergrund sicher halten. Es erwies sich nach vielen Experimenten in den 80er Jahren, dass sich für die Art der Malerei, die ihm vorschwebte, feste Holzuntergründe am besten geeignet sind. Da Leinwände nicht in der Lage sind, die teils sehr dicken Farbschichten zu halten, blieb Zeh bis heute bei dem „sicheren“, aber schweren Holz – eine Tatsache, die sich im Laufe der Ausstellungs-Vorbereitung als recht schweißtreibend erwies.

Nicht immer gelang es Zeh, längst verkaufte Schlüsselwerke seiner künstlerischen Entwicklung für die Dauer der Ausstellung nach Buchen zurückzubringen. Dennoch gelingt es, dem Besucher einen guten Überblick über das Gesamt-Werk zu bieten, das, abgesehen von anfänglichen Ausflügen ins Kubistisch-Figürliche, unter die Rubrik „Abstrakte Malerei“ zu subsummieren ist. Wenn aber Zeh über die Quellen seiner Kunst spricht, wird schnell klar, dass diese Abstraktion in vieler Hinsicht eine  ganz eigene Form der Landschaftsmalerei ist. Zunächst rein physisch in Form von Farben, die direkt aus dem Land, aus der Natur kommen, darüber hinaus auch in dem, was in den Bildern „lebt“. Auf Zehs Bildern erstehen keine inneren Landschaften, keine seelischen oder emotionalen Schichtungen. Die Arbeiten schöpfen ganz direkt und unmittelbar aus der Begegnung mit dem Land, mit dem Gesicht der Erde. Dabei ist es kaum die Vegetation, die ihn interessiert – nur so ist es zu erklären, dass die Farbe Grün bisher keine Rolle in seinem Werk spielt – sondern die Landschaft als Gesamtes, wie sie die Kräfte der Natur und der Wille des Menschen geprägt hat. Beiläufig fließt so auch das Verständnis des Malers ein, dass er für die Kulturen gewonnen hat, die er besucht hat. So ist nur natürlich, dass die Bilder Titel tragen wie „Hongkong“, „Ghana“ oder in anderer Weise Bezug nehmen auf die besuchten und erlebten Orte. Diese Begegnungen mit Ländern und Kulturen gaben seiner Arbeit immer wieder neuen Schub und neue Richtung, bedingten die Wahl einer neuen Farbe. Zuletzt brachte Werner Zehs Begegnung mit Afrika Gelb ins Spiel – zu sehen an einem großformatigen Triptychon, auf dem sich Fröhlichkeit und Tanz, symbolisiert durch ein nuancenreiches Spiel an Gelbtönen, mit einem rätselhaften Schwarz kontrastieren, ein Schwarz, das sich wie ein bedrohlich geheimnisvoller Himmel durch die Bildkonstellation spannt. Dieser Triptychon ist eine der zentralen Arbeiten im neuen Kulturforum Vis-à-Vis, das sich für die großen Arbeiten des Malers als denkbar gute Örtlichkeit erweist.

Der Maler möchte dem Land, das er zuletzt bereiste und dem er neue Impulse verdankt, etwas zurückgeben. Deshalb hat er sich entschlossen, den Reinerlös aus den in der Ausstellung zum Verkauf stehenden Drucken nach Afrika fließen zu lassen. Auf diese Weise soll die Schule des Dorfes Achebeiong in Ghana, das bereits durch eine Initiative des Freundeskreises Ghana mit Solaröfen versorgt wurde,  seine Ausstattung verbessern können.

Seit 1995, als seine Berufstätigkeit an der Fachschule der Bundeswehr für Erziehung und Wirtschaft in Darmstadt zu Ende ging,  kann sich Werner Zeh noch intensiver seiner künstlerischen Arbeit widmen. Als junger Mann strebte er den Beruf des Künstlers an, wollte Maler werden. Wirtschaftliche Zwänge standen dem jedoch entgegen und erst später konnte er an der Freien Kunstschule für Malerei bei Karl Rödel eine gründliche Ausbildung nachholen. Hier lernte Zeh, dass die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks nur dann erfolgreich ist, wenn sie auf einer festen handwerklich-technische Basis wächst. Diesem Prinzip zollt der Künstler bis heute und vielleicht mehr denn je Tribut. Deshalb zeugt seine Arbeit nicht nur von Inspiration sondern auch dem Können, diese in gültige Werke umzusetzen.

Die Retrospektive wird an drei verschiedenen Ausstellungsorten in Buchen – Bezirksmuseum, Vis-à-Vis, Sparkasse Neckartal-Odenwald – zu sehen sein. Die Vernissage beginnt mit einem Rundgang durch den Steinernen Bau des Bezirksmuseums um 16.00 Uhr. Um 16.45 Uhr wird die Ausstellung im Kulturforum Buchen Vis-à-Vis eröffnet. Die Kunsthistorikerin Dr. Beate Wolf von der Staatsgalerie Stuttgart wird die Einführung halten. Als Abschluss setzt um 18.00 Uhr eine Vorführung des Cirque des Chapeaux in der Sparkasse Neckartal-Odenwald ein Glanzlicht.

Rhein-Neckar-Zeitung, 14. 10. 2003

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