Regine E.

Ein Vorbericht von Peter Lahr zur Ausstellung „Nebaren, Feengift, Labyrinthe“ von Regine E. erschien am 8. Mai 2011 in der Rhein-Neckar-Zeitung

 

Percht ist meine Lieblingsgöttin“

Regine E. beim Aufbau ihrer Ausstellung. Unterstützt wurde sie dabei von Josef Weiss (im Hintergrund)   Foto: Peter Lahr

 

Drei Wünsche vergibt die gute Fee bekanntlich im Märchen. Ebenfalls drei Werkgruppen stellt die Stuttgarter Künstlerin Regine E. ab morgen im Mosbacher Domizil des Kunstvereins Neckar-Odenwald aus. Dass es im Alten Schlachthaus mitunter märchenhaft zugehen wird, verrät bereits ihr Ausstellungstitel: „Nebaren, Feengift, Labyrinthe“.

Den antiken Mythos von Minotauros und dem Labyrinth nimmt Regine E. dabei ganz wörtlich – zumindest, was den Ariadnefaden angeht. Denn sie hat in ihrer Labyrinth-Serie nicht nur die Gänge des unterirdischen Verlieses gezeichnet. Mit Nadel und rotem Faden zeigt sie ganz real den Weg zum rettenden Ausgang. Da es sich um ein Labyrinth handele, nicht um einen Irrgarten, gebe es einen Eingang und einen Ausgang, erläutert die Künstlerin, die sich gerne mit alten Kulturen und Zeichen beschäftigt. Ihr Labyrinth hat Regine E. in drei Monaten vollendet. An 39 Tagen begann sie jeweils mit dem ersten Bogen und setzte dann die Reise ins Ungewisse fort. „Jeden Monat habe ich 13 Labyrinthe gemacht“, erinnert sich Regine E. Wie man schnell erkennt, hat sich während dieser Zeit auch die Grundform des Labyrinths gewandelt.

Womit wir bereits bei einem weiteren Element ihrer Kunst wären, der Zeit. „Ich nehme mir den Luxus, Zeit für meine Kunst zu nehmen. Ich feiere mit der Stickerei die Langsamkeit“, stellt Regine E. klar. Exakt 39 Wochen habe sie benötigt, bis die Installation „Feengift“ komplett war. Wer bei dem Titel an lebensgefährliche Elixiere denkt, liegt aber völlig daneben. „Gift ist ein altes Wort für Geschenk. In Mitgift hat es sich erhalten“, erläutert die Künstlerin. 263 luftig leichte Stoffobjekte schweben in einer Ecke des Alten Schlachthauses zwischen Himmel und Erde. Ausgangsmaterial war die Tageszeitung – für Regine E. „die harte Realität“. Um daraus ihre „sentimentale Konzeptkunst“ zu entwickeln, wählte sie Pressefotos aus und entwickelte daraus vielfältige Formen. Mal sehr abstrakt wirkt das Ergebnis. Dann wieder erkennt der Betrachter hier einen Kuhkopf, da einen menschlichen Oberkörper, so er sich einlässt auf das freie Spiel der Assoziation. Zunächst auf Papier gezeichnet, dann auf gesteppten Stoff gestickt, genäht und versäubert, entstand der Schwarm wolkengleicher Wesen. Bereits die Farbe Weiß verweist auf die „Weißen Frauen“.

Schwarze, samtige Stoffobjekte, auf filigrane Eisenstäbe montiert, bilden dagegen die „Nebaren“. Sie sind ein Teil der Serie „Percht“. Diese Sagengestalt ist bei uns auch als „Frau Holle“ bekannt. „Percht ist meine Lieblingsgöttin“, unterstreicht Regine E. Deshalb schuf sie ihr eine fantasievolle Schar von Begleitern. Ging dabei zunächst von Raben aus. Von den eigenwilligen Formen, ihrem Schattenspiel und ihrer Wirkung im Raum ist auch Kurator Werner Zeh begeistert. Der Vorsitzende des Kunstvereins führt bei der Vernissage am Sonntag ab 11 Uhr in das Werk der Künstlerin ein.

Blick in die Ausstellung, Foto: Tim Krieger

 

Altes Schlachthaus Mosbach, 8. Mai bis 5. Juni 2011 hier klicken

 

 

 

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