Pressearchiv 2010

Rhein-Neckar-Zeitung, 30. März 2010

Landleben trifft Pop Art - Anne Sommer-Meyer zeigt im Kunstverein „Aus Haus und Hof“

 

Von Peter Lahr

Mosbach. Die Pilze sind ganz klar der „Hingucker“. Bereits während die 1955 in Neckarsulm geborene Anne Sommer-Meyer ihre Ausstellung „Aus Haus und Hof“ im „Alten Schlachthaus“ aufbaute, drückte sich manch Kind an der Türe neugierig die Nase platt. Die Objekte der Begierde: 42 Stopfpilze - dazwischen eine „Strickliesel“ - bilden im Zentrum der Galerie des Kunstvereins Neckar-Odenwald einen „Hexenkreis“.

„Mich haben Stopfpilze seit meiner Kindheit fasziniert. Denn jede Frau gestaltet ihren Pilz individuell“, beantwortete die in Weinheim lebende Künstlerin am Sonntagvormittag bei der gut besuchten Vernissage die Frage des Kunstvereins-Vorsitzenden Werner Zeh nach der Idee für den „Hexenring“. Etwas erstaunt zeigte sich Sommer-Meyer, dass niemand danach fragte, wieso die Pilze denn gleichsam über dem sandigen Boden schweben. Des Rätsels Lösung: die Kreative arbeitet mit Magneten und einer Stahlplatte.

Vom fein gezirkelten Hexenkreis ist es nur ein Katzensprung zu den runden Tellern, die an der Wand ein Menetekel bilden. Die von Teller zu Teller buchstabierte Aufforderung „Apage Satanas!“ (Weiche Teufel!) bildete Sommer-Meyer aus Fliegen, die sie mittels Abziehbilder auf das Porzellan bannte. „In Teufels Küche gibt es Fliegen“, erläuterte sie. Zudem gelte Satan als Herr der Fliegen, welchen wiederum Schwarm-Intelligenz nachgesagt werde.

Der Betrachter lernt daraus nicht nur, dass Anne Sommer-Meyer vor ihrem Studium des Kommunikationsdesigns u.a. Soziologie und Theologie studierte. Er lernt eine Künstlerin kennen, die auf gestellte Themen mit den unterschiedlichsten Medien reagiert. Dies können Fundstücke sein, wie jene Schiefertafeln, die vom mühsamen Erlernen eine Kulturtechnik künden. Den „Blauen Raum“ mit seinem Traumbett oder die eher abstrakten Gartenimpressionen inspirierten sie zu Acrylmalerei. Das Tierreich - in natura oder als Gebäck – wurde fotografiert. Eine Reihe psychedelischer Nachtischvariationen formte Sommer-Meyer maßstabsgetreu als poppig bunte Modelle. „Qualität ist das beste Rezept“, wusste einst schon Dr. Oetker.

„Ich bin keine Betroffenheits-Künstlerin“, unterstrich Anne Sommer-Meyer das spielerische Element in ihren Arbeiten. Passend zur Saisoneröffnung des Kunstvereins Neckar-Odenwald habe sie etwas Leichtes und Buntes präsentieren wollen. Dies ist ihr voll und ganz gelungen. Häufig erlauben die  Exponate im Raum inhaltlich wie formal stimmige Querverbindungen. Ein Foto von einer Fliege hier, die Fliegen auf den Tellern dort. Ein Wiener Schnitzel älteren Datums besitzt nicht nur die Umrisse von Österreichs Grenzen. Das panierte Fleisch gemahnt an die einstige Nutzung des Raums. Zudem findet das Auge unweit davon die Silhouette einer Kuh. Unter dem doppeldeutigen Titel „Frau im Spiegel“ versammelt Sommer-Meyer 16 Tafeln mit gängigen „Frauenbildern“. Engel, Hase, Gans und Kuh sind in frischen Pop-Art-Farben gehalten und erinnern nicht zuletzt an ein Memory. Das Spiel mit den verschiedenen Ebenen treibt die Künstlerin mit „Brot für die Welt“ auf die Spitze. Gefundene Einkaufszettel ordnet sie ästhetisch zu Collagen, welche die Fantasie des Betrachters auch im Detail beflügeln. Wer hat da wohl drei Ausrufezeichen hinter „Eis“ gesetzt?

„Die Ausstellung wird begeistern und provozieren, Diskussionen und Fragestellungen in Gang bringen“, glaubte Kurator Werner Zeh in seiner Einführung. „Das Arrangieren ist ja schon die Kunst an sich“, schlussfolgerte OB Michael Jann, der sein Grußwort „ganz ökonomisch“ auch für Landrat Dr. Achim Brötel hielt.

 

 

 

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