Pressearchiv 2006

Rhein-Neckar-Zeitung, 5. 3. 2006

Kopieren ist keine Kunst – oder doch?

Schulkunst-Ausstellung „Vervielfältigung“ im AOK-Gebäude eröffnet – Werke von 14 Schulen aus der Region

 

Von Peter Lahr

Mosbach. Gut 80 Vernissagengäste konnte AOK-Geschäftsführer Joachim Stutz am Montagnachmittag in den Räumen der AOK Mosbach zur Vernissage der Schulkunst-Ausstellung „Vervielfältigung“ begrüßen. Zu den Rednern zählten Schulamtsdirektor Jürgen Kriege, Franz-Walter Schmitt, der Schulkunst-Referent des Stuttgarter Kultusministeriums, MdL Gerd Teßmer, Landrat Dr. Achim Brötel sowie Bürgermeister Michael Jann.

Voller Geigen hing an diesem wechselhaften Aprilnachmittag zwar nicht der wolkenüberzogene Himmel, doch immerhin das Foyer der AOK. Dort ließen 16 junge Geigenspielerinnen und -spieler ihre Bögen auf- und abgleiten auf ihren Instrumenten und vervielfältigten manche fröhliche Melodie. Reichlich Applaus erhielt die Violinengruppe der Grund- und Hauptschule Neckargerach mit ihrer Leiterin Susanne Schneider für ihren nicht alltäglichen Auftritt.

Auch wenn der AOK-Geschäftsführer Joachim Stutz aus naheliegenden Gründen die Arbeit eines APG-Schülers favorisierte, der das AOK-Logo künstlerisch vervielfältigte, so sah er in allen ausgestellten Arbeiten Kreativität, Faszination, Fantasie und dynamisches Denken. Nicht nur bei der Kunst, auch im Bereich der Gesundheitsförderung sah Stutz „Berührungspunkte“ mit den Schulen. Die „Fit for Live“ Broschüre der AOK sowie das neueste Modellprojekt „Science Kids“ zeigten die Zusammenhänge zwischen Bewegung, Ernährung und Gesundheit auf. Doch auch die Kunst sei fähig, unser Lebensgefühl und damit das allgemeine Wohlbefinden zu steigern, betonte Stutz.

Noch nicht fähig zur Bilocation – und sich damit von manchem Heiligen der römisch-katholischen Kirche unterscheidend – dankte  Schulamtsdirektor Jürgen Kriege der AOK, die nun schon zum wiederholten Male ihre Räumlichkeiten als Ausstellungsforum der Schulkunst zur Verfügung stellte. Ohne den Fachoberlehrer Winfried Schmidt allerdings könnte heute Nachmittag niemand etwas sehen, denn er stellte die Ausstellung in wochenlanger Arbeit zusammen. Leider sei die Geschichte von Guttenbergs Wette mit dem Klosterabt, wer denn an einem Tag mehr Kopien von einer Bibelseite zustande brächte, nicht wahr, sondern lediglich gut erfunden, doch bis heute stecke unser Alltag voller Vervielfältigungen: von der Radiomusik bis zur Frühstückszeitung.

„Unverhofft kommt oft“, diese Redensart sollte sich für Franz-Walter Schmitt bewahrheiten. Der Referent für das Schulkunst-Programm vom Kultusministerium durfte kurzfristig das seit 1984 bestehende Programm vorstellen. Es handele sich dabei um ein echtes Unikat, das in diesem Umfang nur in Baden-Württemberg existiere. Alle Schularten werden angeregt, sich mit jeweils einem festgelegten Jahresthema zu beschäftigen, von der Grund- und Hauptschule bis zu den beruflichen Schulen. Um die Ergebnisse dieser deutschlandweit einmaligen Aktion einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, gibt es mittlerweile sogar Schulkunst-Ausstellungen in Berlin und Brüssel. Wie bereits zuvor zweimal geschehen, sollen auch beim Thema „Vervielfältigung“ die spannendsten Ergebnisse in einem Katalog dokumentiert werden.

War es seit den ältesten assyrischen Rollsiegeln der originäre Zweck von Vervielfältigungstechniken, eine Bild- und Textinformation möglichst vielen Menschen weiter zu geben, so bemächtigten sich immer wieder Künstler dieser neue entwickelten Techniken, wusste Schmitt. Dies sei beim Buchdruck nicht anders gewesen wie bei der Fotografie, dem Offset-Druck oder dem Computer. Vervielfältigung führe auch zu einer Vielfalt. Echte Falten entdeckte der Redner bei einer Arbeit im Treppenhaus, die mit Schnitten und Herausfaltungen räumliche Tiefe suggeriere. An Pop-Art erinnerten Schmitt ornamental zu Reihen gefasste Hasen- und Blütenmodule.

MdL Gerd Teßmer brach eine Lanze für die (Schul-)kunst, die er für genau so wichtig erachtete, wie die Fähigkeit, rechnen zu können. An die „Geburt“ des Schulkunst-Beschlusses im Stuttgarter Landtag 1984 erinnerte er sich noch genau.

Kurt Schwitters „Ursonate“ auf dem Einladungsblatt animierte Landrat Dr. Achim Brötel zu einer wenig despektierlichen Variation. Brötels  Grundmotiv einer Ursonaten-Version für Grußwortredner würde lauten: „Schwafel schwafel gähn gähn“. Den ausgestellten Werken und den kreativen Talenten der Schülerinnen und Schüler zollte er Hochachtung: „Ich wäre froh, wenn ich selbst nur einen Bruchteil dieses Talentes hätte, in malerischer Hinsicht ist bei mir leider Hopfen und Malz verloren.“ Auch Bürgermeister Michael Jann und sein Seckacher Kollege Thomas Ludwig zeigten sich von dem Gesehenen begeistert.

INFO: Die Schulkunst-Ausstellung „Vervielfältigung“ ist bis zum 5. Mai in den Räumen der AOK Mosbach zu sehen. Geöffnet ist montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr, donnerstags bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr

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