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Wie alles anfing...

Bericht zur Vernissage der ersten Ausstellung des Kunstvereins am 23. 10. 1977

 

Vielfalt des künstlerischen Stils vermittelt

Erste Ausstellung des Kunstvereins Neckar-Odenwald in Mosbach

Mosbach. Am Sonntag wurde im Martin-Luther-Haus die erste Ausstellung des im Mai diesen Jahres gegründeten Kunstvereins Neckar-Odenwald e. V. eröffnet. Zu Beginn der kleinen Eröffnungsfeier, die von einem Klaviertrio mit Werken von Dvorak und Beethoven musikalisch umrahmt wurde, begrüßte Dr. Peter Krattinger im Namen des Vorstands die zahlreichen Gäste, unter ihnen auch der Schirmherr des Kunstvereins, Dr. Heidler, und der Ehrenvorsitzende Landrat Geisert.

In seiner kurzen Ansprache informierte Dr. Krattinger über die Intentionen, die der Kunstverein mit dieser Sammelausstellung von 23 Künstlern aus dem Neckar-Odenwald-Kreis verbindet. Ziel der Ausstellung sei es, eine Zusammenschau des Kunstschaffens in unserem Raum zu geben. Dabei sei es nicht möglich, das Schaffen eines Künstlers vollständig aufzuzeigen, vielmehr gehe es darum, einen Eindruck der Vielfalt, der künstlerischen Stile und Ausdrucksformen zu vermitteln. Besonders erfreulich sei die starke Beteiligung der Künstler aus dem Raum Buchen-Osterburken.

Dr. Krattinger wies noch auf die schwierige Aufgabe der Jury hin, aus den zahlreichen eingereichten Kunstwerken eine angemessene Auswahl zu treffen. Dabei wurde darauf geachtet, dass keiner der ausstellenden Künstler überrepräsentiert ist (höchstens 4 m Ausstellungsfläche). Trotzdem sei es nötig gewesen, eine große Anzahl von Werken zurückzuweisen. Dr. Krattinger schloss mit einem Ausblick in die künftigen Tätigkeiten des Kunstvereins, die Einzel- und Gruppenausstellungen einheimischer, aber auch auswärtiger Künstler umfassen sollen. Dafür wolle man sich bemühen, Werke hiesiger Künstler auch in auswärtigen Kunstausstellungen unterzubringen.

In seinem sich anschließenden Grußwort unterstrich Dr. Heidler, die Notwendigkeit eines Kunstvereins für den Neckar-Odenwald-Keis und sicherte dem Kunstverein Unterstützung von seiner Seite zu. Außerdem wies er auf die Möglichkeit der Förderung durch eine vor kurzer Zeit ins Leben gerufenen Stiftung des Landes Baden-Württemberg hin, die allein für den Rest dieses Jahres 100 000 DM zur Verfügung stellt, sofern von dritter Seite derselbe Betrag erbracht wird.

Ein Gang durch die Ausstellung bestätigt die Worte Dr. Krattingers. Der Besucher sieht sich einer großen Vielfalt an Stilen, Techniken und Sujets gegenüber. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt naturgemäß im Bereich der Tafelmalerei, des Aquarells und verschiedener graphischen Techniken. Ausnahmen bilden lediglich Keramikarbeiten (Peter Pfaff, Gertrude Saumweber) und ein Aluminumrelief der Buchenerin Reum. Unter den Malern, Zeichnern und Graphikern sind viele, die den Besuchern noch von der Kunstausstellung im Rathaussaal im vergangenen Jahr bekannt sind, aber auch zahlreiche, die bisher noch nicht an die Mosbacher Öffentlichkeit getreten sind.

Zu den bekannten Künstlern zählen Rainer Scheithauer, vertreten mit großflächigen Aquarellen, Uwe Schubert mit abstrakten Zeichnungen und einem Gemälde „Struktur und Form“, Elfriede Becker mit Aquarellen und Edgar John mit Feder- und Kohlezeichnungen. Extra für die Ausstellung griff dagegen nach einer zehnjährigen Pause der Mosbacher Siegfried Trommler zum Pinsel und konnte beachtliche Aquarelle einbringen, die in ihrer strengen Sachlichkeit an die klassischen Werke der Bauhauskünstler erinnern.

Isabell Riederer stellt sich mit sehr subtilen, kleinformatigen Federzeichnungen vor, die zu den interessantesten Werken der Ausstellung gehören. Lisa Pfündel dagegen wendet konsequent traditionelle Maltechniken an, um aber, wie in ihren „Impressionen am Heidelberger Kornmarkt“, durchaus zeitgenössische Motive darzustellen. Erika Schwab-Brüche setzt in ihren Zeichnungen Landschaften in rhythmische Muster um und verfremdet das Motiv in ihren Gemälden durch pointillistische Maltechniken.

Es ist unmöglich, hier alle Künstler zu erwähnen und auf alle Werke einzugehen. Der Gang zur Ausstellung lohnt sich indes für jeden Kunstfreund, sei es, um sich ein Gesamtbild der künstlerischen Aktivitäten zu machen, oder auch, um das eine oder andere Werk zu kaufen. Das rege Interesse der Öffentlichkeit wird deutlich durch die Tatsache, dass schon am Eröffnungstag weit über 100 Kunstfreunde die Ausstellung besuchten.

Tim Krieger, Rhein-Neckar-Zeitung, 25. 10. 1977

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