Pressearchiv

Spannend durch Gegensätze

Ausstellung "Wirklichkeiten" ist noch bis 21. Oktober zu sehen

Neckar-Odenwald-Kreis. Eine ständig steigende Resonanz kann der Kunstverein Neckar-Odenwald bei seinen Vernissagen im "Alten Schlachthaus" in Mosbach verzeichnen, wie die Eröffnung zu der Ausstellung "Wirklichkeiten" am vergangenen Sonntag bewies. Neben den ausstellenden Künstlern Oliver Russell-Spannagel, Gudrun Arbogast-Spannagel, Hans-Joachim Unsinn und Petra Rohling-Unsinn, die mit ihrer Hommage an Dennis Russell ihre tiefe menschliche und künstlerische Verbundenheit zu dem 1995 verstorbenen Künstler zeigten, begrüßte Werner Zeh viele weitere Gäste.

Bürgermeister Jann lobte die rege Kunstszene des Neckar-Odenwald-Kreises, die in durchschnittlich einer großen Ausstellung des Kunstvereins im Monat deutlich werde. Die Stadt Mosbach bemühe sich seit Jahren, Kunst und Kultur zu fördern. Darum freue man sich um so mehr über die Initiativen des Kunstvereins. Der Titel "Wirklichkeiten" für diese Ausstellung spreche für sich und sei in den letzten Tagen jedem tief bewusst geworden.

"Gemeinsam ist den fünf Ausstellenden, dass sie bildende Kunst intensiv neben einem vollen Erwerbsberuf betreiben und bildende Kunst schon in die Ausbildung einbezogen haben. Gemeinsam ist ihnen auch eine Hinwendung zu symbolischen, expressiven und ornamentalen Gestaltungen", so Dr. Peter Krattinger in seinen Erläuterungen zu den Künstlern und ihren Exponaten. Dennis Russell selbst, dem die Hommage galt, stammt auch England, hat nach einem Kunststudium unter Bertrand Ross Craig von 1958 bis 1961 selbständig als Bildhauer und Keramiker in England gearbeitet, bevor er nach seiner Heirat nach Deutschland übersiedelte.

In den Mosbacher Johannes-Anstalten begleitete er verschiedene leitende Positionen und galt als Gründungsmitglied bei den turbulenten Auseinandersetzungen in der Anfangszeit des Kunstvereins als ruhender Pol, der mit viel Witz und Besonnenheit zur Stabilisierung beigetragen habe.

Dennis Russell habe im künstlerischen Beirat sowie selbst an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen. "Seine Werke springen durch Konzentration und klare Formen ins Auge, wirken eindringlich. Teilweise blitzt auch Witz und Ironie durch." Besonders typisch für Russell, so Dr. Krattinger weiter, sei das Bild "Engelsflügel". Hier spiegele sich neben dem Sinnbildhaften der typisch Russellsche Witz wider. "Der grob und primitiv restaurierte Engelsflügel gleicht eher einem Staubwedel. Ich sehe darin ein Sinnbild für die Brüchigkeit und Verstaubtheit pathetischer Ideale, Vorstellung und mancher geistigen Höhenflüge."

Schwiegersohn Oliver Russell-Spannagel stammt aus Mannheim und lehrt an der Realschule Möckmühl die Fächer Kunst, Biologie und Technik. Auch er habe schon an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen mit seinen Darstellungen von anatomischen, organischen und pflanzlichen Strukturen. Diese Vorliebe entstand aus seiner Tätigkeit als medizinischer Illustrator beim Ambrosius Barth Verlag. "Immer wieder sieht man verschlungene Gebilde. Dabei gilt seine besondere Vorliebe gelenkartigen Bildnissen, die für die Beweglichkeit und Lebendigkeit in im Leben stehen, bereichert durch den analytisch zerlegenden menschlichen Verstand, haben seine Werke ästhetischen Reiz.

Jochen Unsinn beteiligt sich seit 1979 an Ausstellungen des Kunstvereins und beschäftigt sich beruflich mit der Entwicklung von Spezialzementen. "Aus seinen Werken, die Anklänge an Lyonell Feiniger haben, spricht Harmonie und Leichtigkeit". Seine Arbeiten sind laut Dr. Krattinger von einer sehr ausgeprägten künstlerischen Handschrift gezeichnet und bringen die Freude am Spiel mit den Formen zum Ausdruck. Ganz anders die Werke seiner Ehefrau Petra Rohling-Unsinn, aus denen elementare Kraft und Dynamik spreche, obwohl sie reduziert seien auf klare und sparsame Formen. Zahlreiche ihrer "Gesichter" erinnern in den verwendeten Stilmitteln an Picasso.

Den Kreis der ausstellenden Künstler schließt Gudrun Arbogast-Spannagel mit ihren Exponaten. Sie hat nach einer Lehre im Kunsthandel ein kunstpädagogisches Studium an der Fachhochschule Darmstadt absolviert und ist seit 1970 Lehrerin mit Schwerpunkt Kunstpädagogik, wo sie viel mit Kindern arbeitet. Ihre Bildwerke bestechen durch das Ornamentale und die Liebe zum Detail, was eine einheitlich ausgeprägte künstlerische Handschrift in allen ihren Werken vermittelt. "Insgesamt ist diese Ausstellung der Werke von fünf Künstlern, die gut zusammen passen, auch in ihrer Gegensätzlichkeit sehr lebendig und beeindruckend", schloss Dr. Peter Krattinger seine Ausführungen.

Die Ausstellung, deren Eröffnung durch Udo Tchira und Jochen Seiterle musikalisch umrahmt wurde, ist als letzte Veranstaltung des Kunstvereins in diesem Jahr in eigenen Räumlichkeiten bis 21. Oktober im "Alten Schlachthaus" zu sehen. L.M.

© Fränkische Nachrichten   –   18.09.2001

Zurück zur Übersicht

[Home] [Der Verein] [Ausstellungen] [Ausstellungsorte] [Galerie] [Szene] [Pressearchiv] [Kultur - Café] [Gästebuch] [Kontakt] [Sitemap] [Anfahrt] [Impressum]