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“Als Künstler und Mensch unvergessen geblieben"

Buchen. "Möge nicht über ihren Händen, aber über ihren Geist das kreative Feuer von Fernand Semma aufleuchten als Lichtblick am Horizont unserer nicht immer gerade erleuchteten Welt", so Dr. Heinrich Laier, Vorsitzender des Vereins "Bezirksmuseum Buchen" anlässlich der Ausstellungseröffnung des leider früh verstorbenen Buchener Künstlers im"Großen Saal" im Steinernen Baus.

Die Gruppe "Pentaton" aus Weilbach gab der Veranstaltung den passenden musikalischen Rahmen, aber auch Maria Stolz-Günther, die mit einigen Gedichten Semma's, dessen Poesie nicht minder eigenwillig wie seine Kunstwerke ist, die Veranstaltung bereicherte.

Die Ausstellung "Über meinen Händen schlägt es Feuer" sei ein elitärer Querschnitt aus Leben und Werk von Fernand Semma (1944 bis 1999) und wird bis 8. Dezember in der ganzen 1. Etage des Steinernen Baus zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen sein. Initiatorin und Hauptleihgeberin dieser Retrospektive war Dr. Claudia Assimus, die Witwe des Künstlers.

Fernand Semma beschrieb er wie folgt: "Er zeigte sich als freundlicher Rauschebart mit großer Tierliebe zu seinem in der Werkstatt stets präsenten Hühnchen und war in seiner Zimmermannskleidung unverkennbar. Der Bart steht für seine Kreativität, der Zimmermannsanzug für handwerkliches Geschick. Die Baskenmütze ergänzte seinen Touch ins Französische und alles zusammen machte dieses einmalige Bild von einem Menschen und Künstler perfekt."

Weiter war Dr. Laier der Meinung, dass Semma in Buchen als Künstler und Mensch unvergessen bleibe, schon weil er in seinem "Hexenhäuschen" im Buchener Mühltal fast etwas Mystisches um sich verbreitet habe. "Hier ließ er mit seinem geliebten Esel Caruso gemeinsam einen Schalk hervorblitzen, der sein künstlerisches Schaffen bereicherte, wie es seine Werke in der Region tun."

Bewunderung für den Künstler und Menschen Fernand Semma war auch den Grußworten von Bürgermeister Dr. Achim Brötel zu entnehmen, der hervorhob: "Auch wenn er nicht mehr unter uns sein kann, ist er doch da", denn in seinen Werken begegne man ihm wieder. Und wohl noch nie sei das, was ihn umgetrieben und beschäftigt habe, in derart komprimierter Form - in einer Ausstellung vereint - zusammen getragen worden.

Abschließend lud Dr. Brötel das kunstinteressierte Publikum ein, in dieser Ausstellung den Spuren des eigenwilligen und unverwechselbaren Künstlers zu folgen. Werner Zeh freute sich als Vorsitzender des Kunstvereins Neckar-Odenwald, eine komplexe Ausstellung zusammenstellen zu können, die in ansprechender Weise die Vielschichtigkeit und das Genie von Ferdinand Semma im Steinernen Bau widerspiegelt.

Detaillierter beschrieb Elwine Rothfuß-Stein mit ihrer Einführung das Leben und Wirken von Fernand Semma, der als Sohn der Hotelangestellten Anna Rosa Semma und des französischen Kriegsgefangenen Henry Malard 1944 in Rastatt geboren wurde. Die Tatsache, dass sein Vater ihn nicht als seinen Sohn anerkannte, habe ihn ein Leben lang beschäftigt. Doch er habe zumindest von der Mutter Liebe und Geborgenheit erfahren. Trotzdem blieb er ein "Suchender". Er erlernte verschiedene Berufe, in denen er auch arbeitete. Konditor, Zimmermann und Sanitäter. Während seiner "Wanderschaft" durch den Schwarzwald heiratete er, und es wurden ihm vier Kinder geboren.

Das Spielzeug für seine Kinder war der Beginn seines künstlerischen Wirkens Anfang der 70er Jahre. Er baute eine Werkstatt für Holzspielzeug und Ritterburgen auf. Von 1976 bis 1980 besuchte er die Holzschnitzschule in Bischofsheim in der Rhön, wo die Holzbildhauerei in klassischer Tradition gelehrt wurde. Danach bezeichnete er sich selbst als freischaffender Künstler und klassischer Bildhauer. In Auftragsarbeiten fertigte er Holzmadonnen oder Kruzifixe, daneben entstanden zahlreiche freie Arbeiten wie Skulpturen aus Holz in verschiedenen Größen, Assemblagen und Zufallsinstallationen. 1982 zog er nach Buchen, 1986 trennte er sich von Frau und Familie.

Wie Elwine Rothfuß-Stein weiter ausführte, war Fernand Semma Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler in Karlsruhe, im Kunstverein Neckar-Odenwald und hat seine Werke auf vielen Ausstellungen präsentiert. Darüber hinaus habe er an zahlreichen Symposien teilgenommen und sich im Laufe seines Lebens ein beträchtliches Wissen angeeignet. Sein besonderes Interesse habe der modernen Kunst und der Kunstgeschichte, daneben aber auch der Geschichte, Literatur und Völkerkunde gegolten. Doch außerdem sei er ein zutiefst religiöser Mensch gewesen.

1991 erlitt Fernand Semma einen Schlaganfall, von dem er sich nur schwer erholte. 1993 begegnete er der Ärztin Claudia Theresia Assimus, die seine Lebensgefährtin und später seine Frau wurde. Unter ihrer Pflege erholte er sich gesundheitlich und trat in eine neue Schaffensperiode. Ein halbes Jahr von seinem Tod wurde ihm von Dr. Assimus die gemeinsame Tochter Naomi-Fernette geboren. "Es bleibt zu hoffen, dass ihm dauerhaft der ihm gebührende Platz unter den Künstlern des Odenwaldes eingeräumt wird", so Elwine Rothfuß-Stein. (L.M.)

Fränkische Nachrichten   –   04.10.2002

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