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Kultureinrichtungen müssen "bluten"

Landeszuschüsse sollen pauschal gekürzt werden / Kunstverein und Musikschulen betroffen

Neckar-Odenwald-Kreis. "Gravierende und schmerzliche Einschnitte" müssen zahlreiche Kultureinrichtungen des Landkreises im nächsten Jahr hinnehmen. Darauf wiesen Regierungspräsidium und Ministerien jetzt hin. Betroffen sind die Musikschulen und Volkshochschulen ebenso wie der Fränkische Madrigalchor, der Kunstverein Neckar-Odenwald und die Schlossfestspiele Zwingenberg.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) hat in den vergangenen Tagen über 70 verschiedene Kunstvereine und Kulturinitiativen im Regierungsbezirk Karlsruhe angeschrieben. "Sie alle erhalten für ihre Arbeit Zuschüsse aus dem Landeshaushalt", so das RP. "Und damit nehmen Sie auch teil an der jüngst von der Landesregierung beschlossenen Schlankheitskur für den Haushalt 2004". Über 90 Millionen Euro muss allein das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst im nächsten Jahr einsparen. 6,6 Millionen davon entfallen auf die Kunst.

Das bedeutet 10 Prozent weniger Zuschüsse für alle. Für diese einfache "Rasenmäher"-Variante hat man sich jetzt zunächst entschieden, so RP-Sprecher Alexander Ellinghaus. Doch das Regierungspräsidium will keine wertvolle Initiative "sterben lassen" - Nachverhandlungen sind also eventuell noch möglich.Auf der Kürzungsliste des RP steht der Kunstverein Neckar-Odenwald. 2500 Euro Zuschuss bekam dieser zuletzt. Die Reduzierung wird dazu führen, dass der Verein "noch kürzer treten muss", so der Vorsitzende Werner Zeh auf Nachfrage. Dabei habe man schon in der Vergangenheit "jahrelang Klimmzüge" machen müssen, um trotzdem eine gute Ausstellungsarbeit leisten zu können.

Auch der Fränkische Madrigalchor muss Kürzungen hinnehmen. Die sieben baden-württembergischen Freilandmuseen werden auf insgesamt 100 000 Euro verzichten müssen, berichtet Museumsleiter Thomas Naumann. Die in Gottersdorf geplanten Investitionen können jedoch trotzdem durchgeführt werden.

Gut 70 000 Euro Landeszuschuss verbuchten die Schlossfestspiele Zwingenberg im letzten Jahr. Landrat Detlef Piepenburg als Vorsitzender des Trägervereins hat ebenfalls schon ein Schreiben des Ministeriums auf dem Tisch, in dem er gebeten wird, Kürzungen für 2004 einzukalkulieren.

Hart trifft es auch die Musikschulen. Landesweit müssen gut 2,5 Millionen Euro eingespart werden, so Rolf Bauer vom Landesverband der Musikschulen. Die große Mosbacher Einrichtung bekam zuletzt 140 000 Euro Zuschuss aus dem Kultusministerium. Durch Personalabbau wurde schon dieses Jahr massiv gespart, berichtet Leiter Martin Daab. Weil eine Schulgelderhöhung ebenso wenig in Frage kommt wie eine stärkere Belastung der Träger, also der Kommunen, wird der Weg der Stellenreduzierung wohl auch weiter beschritten. Aufgrund der Ferien waren Zahlen zur Situation der Volkshochschulen und Musikschulen in Walldürn und Buchen nicht zu bekommen, doch die generellen Kürzungen bestätigte der Sprecher des zuständigen Ministeriums Carsten Rabe. Er schränkt jedoch ein: "Unsere Musikschulen sind immer noch besser dran als die in Bayern".

Zunächst nicht betroffen sind Museen in kommunaler oder privater Trägerschaft wie das Bezirksmuseum Buchen, für die es ohnehin keinen Zuschuss gibt, wie Gerlinde Trunk berichtet. Unterstützung gab es nur für Restaurierungsmaßnahmen. Sollte die dafür zuständige Landesstelle für Museumsbetreuung auch kürzen müssen, werden das die Museen ebenfalls spüren.

Indirekt gefährdet könnten auch Aktionen wie der Frederickstag oder die Bibliotheksarbeit der Kommunen allgemein sein. Auch hierfür gibt es bislang Landeszuschüsse über die Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen.

Noch besteht eine schwache Hoffnung, dass die Kürzungen gar nicht kommen. Denn der Landeshaushalt 2004 ist noch lange nicht beschlossen; die Entscheidungen der Strukturkommission sind nur Vorschläge. Und so wird auf allen Ebenen noch kräftig verhandelt. sab


© Fränkische Nachrichten   –   05.11.2003

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