Günter Braun - Brüche

Ausstellung 2005 im Alten Schlachthaus Mosbach

 

 

Günter Braun

geboren 1954

lebt und arbeitet in Heidelberg

 

Öffentliche Aufträge

Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Heidelberger Bergfriedhof

Mahnmal für Euthanasieopfer in Sinsheim

Altrarraumgestaltung Josephskirche Eppelheim

 

20.März - 17. April 2005, Altes Schlachthaus

 

 

 

Gebrochene Ordnung, Heilung der Wunde

Günter Brauns Steinskulpturen sind Ausdruck metaphysischer Suche

Brauns abstrakte Steinarbeiten sind mehr als Forschungen im Formalen. Sie sind ihm Ausdruck seiner persönlichen Suche nach Erkenntnis des Weltsinns. „Erkennen heilt die Wunde, die es selbst ist“, mit diesem Ausspruch Hegels kann sich der Künstler identifizieren. Homo sapiens leidet unter der Erkenntnis der „Brüche“ in der Ordnung seiner Welt, am Leid, am Schmerz, am Ungenügen. Braun sucht in seiner Kunst die Heilung des Widerspruchs zwischen Erfahrenem und Ersehnten bzw. als ideal Erkannten. Im Erleiden des Bruchs sieht er jedoch die Chance, das Menschsein zu erringen. „Der Schmerz der Wunde dieses Bruchs ist gleichzeitig das, was den Menschen erst zum Menschen macht, denn daraus entsteht Liebe und Mitgefühl.“

Brauns große öffentliche Arbeiten spiegeln diese Reflexion: Gestaltungen sakraler Räume und von Mahnmalen für die Opfer des Nationalsozialismus sind nur dann glaubwürdig zu leisten, wenn der Künstler die intensive Befassung mit dem Thema des Leides und der Suche nach Erlösung als Aufgabe ergriffen hat.

Der in Eppelheim lebende Bildhauer hat den schwarzen Granit zu seinem  wichtigsten Arbeitsmaterial gemacht. Kein anderer Künstler reibt sich mehr an der Materie als der Steinbildhauer. Dem rohen Material eine dem geistigen entsprungene Form abzuringen ist eine Arbeit, die Beständigkeit abverlangt. In Mosbach wird Günter Braun Beispiele dieser Auseinandersetzung zeigen, die vergessen lassen, dass diese Werke massiven Steinbrocken entstammen.

Der Künstler der Vormoderne legte die Ordnung aller Kunst zu Grunde, ohne sie selbst zum Thema zu machen. Er unterwarf das Figürliche dieser Ordnung, ließ sie aber als geistiges Prinzip lediglich durchschimmern. Die Kunst des 20. Jahrhunderts brach mit allem, also auch damit: in der Plastik ging man darüber hinaus, die Außenseite der Schöpfung neu erschaffen zu wollen. Die Suche galt der Erkenntnis des Innewohnenden, des Ewigen. Constantin Brancusi sei hier als Exponent dieser Suche genannt, die zur Entdeckung der Schönheit des Unsichtbaren führte.

Günter Braun ermutigt jedoch, sich seinen Werke nicht in erster Linie aus dem Blickwinkel der Kunstgeschichte  zu nähern. Folgerichtig, dass er für den Einführungsvortrag der Vernissage den Philosophen Dr. Gunnar Hindrichs gewinnen konnte, dessen Arbeitsschwerpunkt die Befassung mit „Ordnungen“ ist. Man kann also bei der Ausstellungseröffnung am 20. März um 11 Uhr durch diese Annäherung „von der Seite her“ neue Einsichten zur Kunst dieses Bildhauers erwarten.

Tim Krieger

 

zurück zur Ausstellungsübersicht

[Home] [Der Verein] [Ausstellungen] [Ausstellungsorte] [Galerie] [Szene] [Pressearchiv] [Kultur - Café] [Gästebuch] [Kontakt] [Sitemap] [Anfahrt] [Impressum]