Elisabeth Bader

Altes Schlachthaus Mosbach

 

Website der Künstlerin: www.elisabeth-bader.de

 

 

 

Rhein-Neckar-Zeitung, 9. Juni 2016

Ein Endorphinomat zum Ausprobieren

Elisabeth Bader will im Kunstverein „Stille finden“ – Rätselhafte Objekte aus Papier, Draht und Schnur – „Der Raum bietet sehr viel“

Von Peter Lahr

 

Ich will leise Träume träumen“, dichtete einst Rainer Maria Rilke. Und der deutsch-amerikanische Bauhaus-Dozent Lyonel Feininger umriss seine künstlerische Vision mit den Worten: „Letzte Form kann nur durch die vollkommene Ruhe im Bilde erreicht werden.“ So gesehen hat die Augsburger Künstlerin Elisabeth Bader durchaus prominente Mitstreiter, wenn sie ihre aktuelle Ausstellung im Mosbacher Domizil des Kunstvereins Neckar-Odenwald mit „Stille finden“ betitelt.

Dass die Stille auch in der Neuen Musik ein großes Thema sei, unterstrich die stv. Kunstvereins-Vorsitzende Birgit Sommer am Sonntagvormittag bei der gut besuchten Vernissage im Alten Schlachthaus. Jenseits ihrer Rätselhaftigkeit bezirzten die Objekte von Elisabeth Bader durch ihre raffinierten Faltungen und subtilen Schattenwürfe.

„Der Titel weckt gleich ganz viele Assoziationen“, zeigte sich auch der ehrenamtliche OB-Stellvertreter Volker Wesch angetan. Gerade in unserer hektischen Zeit versuchten die Menschen, Freiräume zu schaffen, um zur Ruhe zu kommen. Andererseits seien Begriffe wie „Funkstille“ oder „Stillstand“ weniger positiv besetzt.

„Die Künstlerin wurde 1978 in Kempten geboren, studierte Kunstpädagogik in München und verbrachte 2004 ein Jahr in Madrid, wo sie an der ‚Faculdad de Bellas Artes’ die Felder Malerei und Radierung vertiefte. Sie lebt heute in Augsburg. Ich lernte sie 2014 bei einem Workshop kennen.“ Kuratorin Hildegard Becker stellte nicht nur die Kurz-Vita der Künstlerin vor, sondern führte mit ihr auch ein Künstlergespräch. Dieses verlief so harmonisch wie anschaulich und bot wichtige Informationen zum Verständnis der gezeigten Arbeiten. Eine Art Protokoll davon können die Besucher während der Ausstellung einsehen.

„Der Raum hat Charakter und Atmosphäre. Der Raum bietet sehr viel: architektonische Elemente, eigentümliches Licht, das hat fast was Sakrales“, beantwortete die Künstlerin die Frage, weshalb sie sich für das Alte Schlachthaus entschieden habe. Als Vegetarierin habe sie die ursprüngliche Funktion aber nicht ausgeblendet: „Für mich ist das ein Ort des Todes. Denn Tiere spüren Angst. Das Schreien der Tiere fand hier ein Ende.“ Das Auslöschen von Leben sei auch ein Aspekt der Stille, betonte Bader. Sie selbst versuche, ihre innere Unruhe „draußen in der Stille“ zu beruhigen. Denn Lautstärke ertrage sie nicht gut.

Weitere biographische Bezüge erschlossen sich über die Titel der eher rätselhaft wirkenden, dreidimensionalen Arbeiten. Zwischen „Klospülung“ und „Auspuffrohr“ lauteten häufig zu hörende Interpretationsversuche von Betrachtern -  was die Künstlerin durchaus mit Humor nimmt. Ihr „Endorphinomat“ besteht aus zwei gebogenen Röhren, aus deren einem Ende ein Büschel Wolle schaut. „Ich hatte vor vier Jahren eine Lebenskrise. Da hatte ich das Gefühl, mein Endorphinhaushalt könnte einen Anschub gebrauchen“, erklärte Elisabeth Bader, wie sie auf die Idee kam. Auch einen „Druckwegspüler“ und einen „Auskotzer“ hat sie deshalb entwickelt.

„Ich sammle viel gebrauchtes Papier. Es ist für mich ein Material zum Bauen. Denn es ist leicht und gut zu verarbeiten“, kam die Künstlerin auf eines ihrer Lieblingsmaterialien zu sprechen. Ihre Skulpturen baue sie jedoch modular auf, also ohne Gerüste. Der immer wieder auftauchende Draht diene nicht der Statik, sondern wirke mitunter eher wie Tastfühler. Für „Nach der Erschöpfung“ hat Elisabeth Bader an die drei Kilometer Schur verarbeitet. Das Gebilde überrascht durch die feste Struktur, die Bader hier der eigentlich schlaffen Schnur gibt.

Die Vernissage bot Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit der Künstlerin. Auf dem Bild von línks: die Kuratorin Hildegard Becker, die 2. Vorsitzende des Kunstvereins Birgit Sommer, Elisabeth Bader und eine Besucherin

 

Bericht und Foto unten: Peter Lahr, Billigheim

Foto oben (Blick in die Ausstellung): Tim Krieger

 

 

 

 

 

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