Ausstellungen

Das kleine Format - Die Kunst, sich zu beschränken

Die Exponate dieser Ausstellung  haben eines gemeinsam: ihre Breite überschreitet 30 Zentimeter nicht. An diese Vorgabe hatten sich die Mitglieder des Heilbronner Künstlerbundes zu halten, die sich an dieser in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Neckar-Odenwald veranstalteten Schau beteiligen wollten. Für Künstler, die es gewohnt sind, „frei“ zu arbeiten, auch in der Frage des gewählten Formates, ist es eine Herausforderung, sich an feste Vorgaben zu halten. Welche Auswirkungen hat es auf die gewohnte Arbeit? Fühlt der Künstler, dass die Notwendigkeit der Konzentration auf wenige Quadratzentimeter seine Arbeit verdichtet oder hindert sie ihn daran, das zu sagen, was ihm wichtig ist?

Für die Gestaltung einer Ausstellung ist eine formale Vorgabe ein Vorteil. In diesem Falle werden Arbeiten von 18 Künstlern in verschiedenen Techniken (darunter Malerei, Grafik, plastische Arbeiten) durch das metrische Raster in eine optische Einheitlichkeit gebracht. Unfreiwillig werden dabei Eigenschaften unserer Gesellschaft gespiegelt, die von ihren Mitgliedern Standardisierung fordert und die dennoch die  Individualität als Ideal erkoren hat. Das einheitliche Längen-Maß, der Meter, ist eine Errungenschaft der Neuzeit. Der Mensch als künstlerisches Wesen folgt jedoch in erster Linie seinem eigenen Maß, in dem sich psychische aber auch physische Konstitution abbilden. Ihn in dieser Spannung mit einer gesetzten Norm herauszufordern, ist die Idee, die hinter einer solchen Ausstellung steht.

Der Besuch einer Gruppenausstellung lohnt immer. Nicht nur wegen der etwas platten Erkenntnis, dass „für jeden etwas dabei ist“, sondern auch deswegen, weil sich eine Künstlergruppierung als Einheit präsentiert und gerade dabei ihre Differenzierungen in künstlerischer Ausrichtung und Qualität herausstellt.

Der Künstlerbund Heilbronn ist eine Vereinigung mit langer Tradition, die in das Jahr 1919 zurückreicht, einer Zeit künstlerischen Aufbruchs in Deutschland, die einzigartig im 20. Jahrhundert steht. Nach einer Zwangspause in den Jahren des 3. Reiches ist der Künstlerbund bis heute eine sich immer wieder erneuernde Gruppierung. Knapp 75 künstlerisch aktive Mitglieder haben hier ein Forum gefunden, das ihnen in der eigenen Produzentengalerie und in Austausch-Ausstellungen mit anderen Kunstvereinigungen die Möglichkeit der Präsentation gibt. Eine große Ausstellung zum Thema Afrika im Heilbronner Hagenbucher sorgte dafür, dass sich in den letzten Monaten viele Künstler dem Künstlerbund angeschlossen haben. Der Kunstverein Neckar-Odenwald stellt ihm nun zum zweiten Mal seine Räume zur Verfügung und erhält im Gegenzug im nächsten Jahr die Gelegenheit, sich mit Arbeiten seiner Mitglieder in Heilbronn zu vorzustellen.

Die Ausstellung im Alten Schlachthaus in Mosbach ist bis zum 19. 10. 2003 zu sehen. Öffnungszeiten: Do, Sa, So 14-18 Uhr, Eintritt wie immer frei.

Rhein-Neckar-Zeitung, 13. 9. 2003

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